Deutsch als Zweitsprache
Konzept der Astrid-Lindgren-Schule Büdelsdorf
Ausgangssituation:
Die Astrid-Lindgren-Schule Büdelsdorf ist eine vierzügige Grundschule, mit derzeit zwei Standorten. Seit 2016 ist die Schule DaZ-Zentrum für den
Einzugsbereich Büdelsdorf und Rendsburg.
Viele der Schüler-/innen erlernen bei uns die deutsche Sprache als Zweitsprache. Die Familiensprachen im Elternhaus sind so vielfältig und individuell wie jedes einzelne Kind. Auch die
Heimatkulturen sowie deren Religionszugehörigkeiten unserer Schüler/-innen im DaZ-Bereich unterscheiden sich häufig voneinander.
So ist es nicht verwunderlich, dass die Kinder mit ganz unterschiedlichen Vorerfahrungen an unsere Schule kommen. Während einige Jungen und Mädchen in ihrer Heimatsprache bereits alphabetisiert
sind und schon über mathematische Kompetenzen verfügen, haben andere Kinder noch nie eine Schule besucht. Obwohl sie die Unterrichtssprache nicht angemessen verstehen und sprechen können, müssen
sie nun den schulischen Lernprozess in einer für sie fremden Sprache bewältigen.
Sprachstandserhebung:
Um unseren
Schüler/innen den Schulstart so gut wie möglich zu erleichtern, erfolgt möglichst schon bei der Anmeldung an der Schule, spätestens jedoch in den ersten Schulbesuchstagen eine Überprüfung des
Deutsch-Sprachstandes.
Um eine Einschätzung der Lernausgangslages eines Kindes zu treffen, werden folgende Bereiche überprüft:
Erzählungen über sich selbst und die Familie
Benennen von Bildkarten aus dem Grundwortschatz/Aufbauwortschatz
Benennen von Zahlen und Buchstaben
Zahlenmengen erfassen
Schreiben lautgetreuer Wörter
Sätze schreiben
Lesen einfacher Wörter
Nach einer Auswertung und Besprechung mit den DaZ-Lehrkräfte und den
betreffenden Lehrkräften der Jahrgangsstufe, in die das DaZ-Kind eingeteilt wird, erfolgt eine Einteilung in Basis- oder Aufbaustufe.
Derzeit befindet sich ein standardisierter Test zur Erfassung des Sprachstandes in der Erprobung. Dieser Test soll eine möglichst objektive Einteilung der Kinder in Basis- oder Aufbaustufe,
unabhängig von der durchführenden Lehrkraft, ermöglichen.
DaZ-Leitgedanken:
Integration soll an der Astrid-Lindgren-Schule nicht nur ein Begriff sein. Wir wollen
Integration leben!
Integration bedeutet gemeinsames Lernen, gemeinsames Spielen, gemeinsames Lachen, gemeinsames Leben und das von Anfang an. Dieses stellt einen Grundsatz dar, nachdem wir auch unsere
DaZ-Konzeption ausrichten.
Wir sehen viele Vorteile darin, dass Kinder mit der Zweitsprache „Deutsch“ von Beginn an in einer Stammklasse integriert werden. So müssen sie nicht räumlich als auch sprachlich separiert in
einer Willkommens-Klasse in den Schulalltag starten.
Im Vordergrund steht für unsere Schüler/-innen die „deutsche“ Sprache zu erwerben. Spracherwerb, besonders in der Kindheit, findet jedoch implizit und unbewusst statt. Dies kann nur in einer
Umgebung erfolgen, wo die Kinder in ihrem Alltagsumfeld auf die deutsche Zweitsprache treffen, z.B. in ihrer Stammklasse, auf dem Schulhof, in der Hausaufgabenunterstützung oder in der
Nachmittagsbetreuung.
Außerdem stärken die alltäglichen Begegnungssituationen das Miteinander sowie das Verständnis für Andersartigkeit und Vielfalt bei allen
Schüler-/innen.
Im Grundschulbereich können DaZ-Kinder schon früh ihre Fähigkeiten und Stärken in einigen Regelfächern zeigen, z.B. im Kunst-, Musik-, handlungsorientierten HWS- oder Sportunterricht. Dies
gelingt ihnen meist auch mit nur sehr geringen Sprachkenntnissen.
Im Unterricht aller Fächer berücksichtigen die Lehrkräfte, dass Schülerinnen
und Schüler über eine andere Erstsprache als Deutsch verfügen und nicht in jedem Fall auf einen deutschen Grundwortschatz zugreifen können. Sie stellen daher die sprachlichen Mittel und
Strategien bereit, damit auch DaZ-Kinder erfolgreich am Unterricht teilnehmen können. Dabei wird in einem sprachaktivierenden Unterricht bewusst zwischen den verschiedenen Sprachebenen (Alltags-,
Bildungs-, Fachsprache) gewechselt. Die Lehrkräfte akzeptieren, dass sich die deutsche Sprache der Schülerinnen und Schüler in der Entwicklung befindet.
In den Regelklassen werden die Schüler/-innen mit dem Schulalltag vertraut. Alltägliches Miteinander, gemeinsames Frühstück, Arbeitsplatzorganisation, Verhalten im Unterricht, all dies lernen die
Kinder voneinander oder bringen es sich gegenseitig bei. Außerdem lernen sie verschiedene Arbeitsformen sowie Aufgaben kennen und haben den intensiven täglichen Kontakt zur deutschen Sprache. Sie
„schwimmen“ sozusagen im Sprachbad „Deutsch“.
Durch gemeinsame Schulaktivitäten können die Kinder schnell soziale Kontakte knüpfen und sich außerhalb des Elternhauses ein Netzwerk aufbauen. Durch den sprachlichen und kulturellen Austausch
zwischen allen Schülerinnen und Schülern am Schulvormittag werden auch gemeinsame Aktivitäten im Freizeitbereich begünstigt. Dies gilt nicht nur für die Kinder, sondern auch für deren Eltern.
Durch eine frühzeitige Partizipation, z.B. bei gemeinsamen Elternabenden, Schulfesten etc. lernen Eltern die Institution Schule kennen und tragen zur Diversität und Einzigartigkeit von Schule
bei.
DaZ-Unterricht:
Um den Sprachstand unsere Schüler/-innen bestmöglich fördern zu können, findet parallel zum sprachaktivierenden Regelunterricht der DaZ-Unterricht statt. Dieser soll das intensive Erlernen der
Zweitsprache zum Ziel haben. Er bietet aber auch Raum für die Äußerung persönlicher Erfahrungen, regt zu Vergleichen an, vermittelt landeskundliche Kenntnisse und greift die Vielfalt in der
Lerngruppe, an der Schule und im sozialen Umfeld bewusst auf. Unterschiedliche Werte und Normen werden wahrgenommen und respektiert. Im Umgang miteinander wird
das Grundgesetz, vor allem der Grundsatz der Demokratie, die Gleichberechtigung von Mann und Frau und die Ausübung der Religionsfreiheit, eingehalten.
Die Kinder sollen in die Lage versetzt werden, verschiedene Handlungsmöglichkeiten zu reflektieren, Verständigungsprozesse mitzugestalten und in interkulturellen Situationen angemessen zu
interagieren. Das alltägliche Arbeiten im DaZ-Unterricht bietet den Kindern einen Raum, um die Begegnung mit Unbekanntem zu verarbeiten: neue Mitschüler und Mitschülerinnen, eine neue Schule,
neue Klassen, neue Unterrichtsformen und eine neue räumliche und soziale Umgebung.
Im DaZ-Unterricht werden Hörverstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben,
Grammatik und Rechtschreibung trainiert. Zudem sollen die Kinder mit der Zeit sowohl im mündlichen als auch im schriftlichen Bereich der Anforderungen der deutschen Sprache gewachsen sein.
Bis zur räumlichen Zusammenlegung beider Standorte werden die DaZ-Schüler dem Wohnort entsprechend an den Standorten aufgeteilt. Ebenso erfolgt die DaZ-Lehrerstundenverteilung auf beide
Standorte. Nach der Sprachstandsüberprüfung werden die Schüler/-innen dem Alter entsprechend einer Jahrgangsstufe und einer Stammklasse zugeordnet.
In der Stammklasse nehmen die Kinder am Regelunterricht teil und werden differenziert unterrichtet.
DaZ-Unterricht wird parallel zum Regelunterricht von verschiedenen Lehrkräften im dafür vorgesehenen DaZ-Raum erteilt. Die Einteilung der Kinder erfolgt durch die DaZ-Koordination zu Beginn des
Schulhalbjahres und wird nach dem aktuellen Stundenplan ausgerichtet. Dabei wird darauf geachtet, dass die Schüler/-innen sowohl am Regelunterricht partizipieren, als auch effektiven
DaZ-Unterricht in Kleingruppen bis zu maximal 15 Schülern erhalten. Dies garantiert einen höheren Sprechanteil pro Kind in einer DaZ-Stunde und stellt somit eine effektive Lernbasis für die
Kinder dar.
Kinder der Jahrgangsstufen 1-2 werden in der Zeit von 7.50-11.55 Uhr, Kinder der Jahrgangsstufen 3-4 von 7.50-12.55 Uhr beschult.
DaZ-Basisstufe:
Kinder, die ohne Deutschkenntnisse an unsere Schule kommen, erhalten zunächst unabhängig von einer Stammlerngruppe sechs Wochen einen
Sprachintensivkurs. Anschließend werden sie in einer Regelklasse aufgenommen.
In der Basisstufe findet die Alphabetisierung der Kinder aus den Jahrgangstufen 2-4 statt.
Alle Schüler/-innen aus der Jahrgangstufe 1 werden in ihren Stammklassen alphabetisiert und lernen, wie alle anderen Kinder die Buchstaben und Zahlen von Beginn an. Im DaZ-Unterricht wird bei den
Kindern der Jahrgangsstufe 1 besonders darauf geachtet, dass bei Wortschatzübungen die Anlautbilder des Lehrwerkes berücksichtigt werden. Ebenso werden die Buchstaben und Zahlen, die bereits im
Regelunterricht der Stammklassen eingeführt wurden, wiederholt.
So wird unterstützend der nötige Wortschatz und das Wissen über Buchstaben für die Alphabetisierung vertieft.
Außerdem steht im DaZ-Unterricht die Erweiterung des Grundwortschatzes zu diesen Themen im Fokus:
- sich vorstellen und begrüßen
-in der Schule
- Zahlen
- Farben
- Wochentage
- Tiere
- Mein Körper
- Kleidung
- Familie
- Geburtstag
- Spielsachen
-Ausflug
-Feste im Jahreskreis
Desweiteren werden die folgenden grundlegenden grammatikalischen Phänomene eingeübt:
- Artikel
- Mehrzahl/Einzahl
Im Basisunterricht erfolgt der Spracherwerb oft durch spielerische Tätigkeiten und/oder durch handlungsorientierten Unterricht. Auch Unterrichtsgänge durch das Schulgebäude oder auf dem Pausenhof
sind üblich.
Dadurch, dass der DaZ-Aufbaustufenunterricht häufig in der 6ten Stunde stattfindet, können Kinder der Jahrgangsstufen 1-2 im DaZ-Raum unter Beaufsichtigung ihre Hausaufgaben erledigen. Dies
stellt sicher, dass Hausaufgaben regelmäßig erledigt werden und die Kinder unterstützt werden.
DaZ-Aufbaustufe:
Der Unterricht der Aufbaustufe findet 4-6 Stunden in der Woche statt, meist in der sechsten Unterrichtsstunde. Auch hier ist ein regelmäßiger Austausch zwischen allen beteiligten Lehrkräften
erforderlich, um gemeinsame Lernziele abzusprechen und die Lernmotivation der Kinder zu fördern. Vor allem werden die Bereiche Grammatik und Rechtschreibung gezielt unterrichtet. Im
Wortschatzbereich werden folgenden Themen behandelt:
- Essen und Trinken
- Einkaufen
- Zuhause
- das Wetter
- Jahreskreis
- Uhrzeit
- Verkehrsmittel
- Sport
- Hobby und Freizeit
DaZ-Mathe:
Ein weiterer Bestandteil des DaZ-Unterrichts ist der Mathematik-Unterricht. Durch die unterschiedlichen mathematischen Lernvoraussetzungen, die die Kinder mitbringen, kann es zu kaum
überwindbaren Diskrepanzen in den verschiedenen mathematischen Bereichen kommen. Diese können im Regelunterricht, sofern die vorhandenen Kompetenzen stark von der Stammgruppe differieren, trotz
Differenzierung, von der Lehrkraft nur schwer aufgefangen werden. Deshalb ist es notwendig, auch im Zusammenhang mit der Sprachbarriere, im DaZ-Bereich eine Förderung der mathematischen
Kompetenzen anzubieten.
Eine Mathematik-Fachkraft sollte den DaZ-Mathematikunterricht leiten. Dabei sollte eine kontinuierliche und enge Zusammenarbeit mit der Mathematiklehrkraft der Stammklasse und der DaZ-
Koordination erfolgen.
Für Schüler/-innen, die im Mathematikunterricht besondere Unterstützung benötigen, muss der DaZ-Mathematikunterricht fest im DaZ-Stundenplan verankert sein. Aufgabe der DaZ-Mathematiklehrkraft
ist es, flexibel auf individuelle Lernstände der Kinder einzugehen und ein passendes Lernangebot zu schaffen. Zur Veranschaulichung und zum handlungsorientierten Unterrichten stehen im DaZ-Raum
vielfältige Materialien zu Verfügung.
Zur Veranschaulichung befinden sich nachfolgend Beispiele für mögliche Stundenpläne der DaZ-Kinder (Stand Hbj. 1/ 2017):
Bsp. Stundenplan DaZ-Schülerin aus einer 4ten Klasse (Basisstufe)
Klasse |
Montag |
Dienstag |
Mittwoch |
Donnerstag |
Freitag |
1. |
Musik |
HWS |
Musik |
Klassenlehrer-stunde |
HWS |
2. |
Mathe |
HWS |
Mathe |
Mathe |
HWS |
Früh-stück |
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Pause |
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3. |
DaZ |
Mathe |
Kunst |
DaZ |
Mathe |
4. |
DaZ |
Musik |
DaZ |
Englisch |
Englisch |
Pause |
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5. |
HWS |
DaZ |
PC |
DaZ |
Deutsch |
Pause |
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6. |
DaZ |
DaZ |
DaZ |
Sport |
DaZ |
Bsp. Stundenplan DaZ-Schüler aus einer 2ten Klasse (Aufbaustufe)
Klasse |
Montag |
Dienstag |
Mittwoch |
Donnerstag |
Freitag |
1. |
Ankommens-zeit |
Ankommens-zeit |
Ankommens-zeit |
Ankommenszeit |
Ankommens-zeit |
2. |
Morgenkreis |
Deutsch |
Deutsch |
Kunst |
Kunst |
Früh-stück |
|
|
|
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|
Pause |
|
|
|
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3. |
Mathe |
Mathe |
Mathe |
Mathe |
DaZ |
4. |
DaZ |
DaZ |
DaZ |
Deutsch |
Deutsch |
Pause |
|
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|
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5. |
Sport |
HWS |
Sport |
Deutsch |
Klassenrat |
Pause |
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6. |
Hausauf-gaben-betreuung durch DaZ-Lehrkraft |
Hausauf-gaben-betreuung durch DaZ-Lehrkraft |
Hausauf-gaben-betreuung durch DaZ-Lehrkraft |
Hausaufgaben-betreuung durch DaZ-Lehrkraft |
Hausauf-gaben-betreuung durch DaZ-Lehrkraft |
Zusammenarbeit
Unterstützung erfahren die DaZ-Lehrkräfte auch durch Förderlehrkräfte, Schulassistenz und Schulsozialarbeit.
Es erfolgt außerdem eine Zusammenarbeit mit den Flüchtlingsbeauftragten der Städte Büdelsdorf und Rendsburg. Der Kontakt zu den Eltern wird mit Hilfe von Dolmetschern regelmäßig von den
jeweiligen Klassenleitungen wahrgenommen. Diese entscheiden, ob auch die DaZ-Lehrkräfte anwesend sein sollen. Ebenso sprechen die DaZ-Lehrkräfte bei Gesprächsbedarf die Klassenlehrkräfte
an.
Eine Überprüfung auf einen eventuellen Förderbedarf ist erst nach Ablauf von 3 Jahren Beschulung vorgesehen und wird in Absprache mit Klassenlehrkraft und Sonderpädagogen durchgeführt.
Der Umgang mit den voraussichtlich förderbedürftigen Kindern gestaltet sich in der bisherigen Arbeit als schwierig, da die Zusammenarbeit mit externen Institutionen nur bedingt zugestanden
wird.
Die Koordination beider Standorte wird von dem DaZ- Beauftragten der Astrid-Lindgren-Schule gewährleistet.